Rauchen aufhören
Etwa 50% der Herzpatient*innen rauchen Tabak – dabei ist das Rauchen der größte Risikofaktor für Herzinfarkt und Arterienverkalkung. Nikotin stimuliert das Herz zu schnellerem Herzschlag, das erhöht den Sauerstoffbedarf des Herzens und verengt die Blutgefäße. Das Herz muss gegen einen erhöhten Gefäßwiderstand ankämpfen, das Resultat ist hoher Blutdruck. Der erhöhte Leistungsbedarf des Herzens führt auf lange Sicht zu Herzschwäche, die in der Regel irreparabel ist, Rauchen erhöht außerdem die Gefahr für Thrombosen.
Viele Patient*innen leugnen die negativen Auswirkungen des Rauchens. Dabei belegen Studien, dass Rauchen auch bei Herzgesunden das Leben um etwa zehn Jahre verkürzt.
Rauchentwöhnung
Etwa 50% aller Raucher*innen, die das Rauchen aufhören wollen, schaffen dies dauerhaft ohne Hilfsmittel. Hilfreich ist die Unterstützung in der Familie und dem Freundeskreis. Wer allerdings Hilfsmittel braucht, sollte nicht zögern, diese auch zu benutzen.
Wichtig zu wissen! Bei Nikotinentzug treten vor allem psychische Entzugserscheinungen auf, die nach einer Woche wieder abklingen und schließlich ganz verschwinden. Zu nennen sind Konzentrationsschwierigkeiten, mehr Appetit, manche werden aggressiv oder niedergeschlagen und nervös. Hinzu kommt ein starkes Verlangen nach Nikotin.
Nikotinersatztherapie
Schnelle Alternative zu Nikotin
Nikotinersatz gibt es in verschiedenen Formen, etwa als Nikotinkaugummis oder Pflaster, außerdem werden in Apotheken Tabletten zum Schlucken oder Lutschen angeboten. Diese Mittel sind ohne Rezept erhältlich und werden von den Kassen nicht erstattet. Die Nikotinersatztherapie kann Entzugserscheinungen lindern, etwa 6% der Entwöhnungswilligen nutzen diese Hilfsmittel mit Erfolg.
Gute Erfolgschancen mit Bupropion, Nebenwirkung Schlafstörungen
Bupropion ist unter dem handelsüblichen Namen Zylan in Apotheken erhältlich und verschreibungspflichtig. Auch hier übernehmen die Kassen die Kosten nicht. Das Medikament wurde ursprünglich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt und soll etwa 7% der Raucher*innen bei Rauchentwöhnung helfen.
Allerdings hat Bupropion häufig Nebenwirkungen wie andere Antidepressiva auch, es kann zu Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Übelkeit und in seltenen Fällen zu Krampfanfälle kommen. Vereinzelt kann Bupropion Depressionen auslösen.
Vareniclin für Herzkranke offenbar nicht geeignet
Der Wirkstoff Vareniclin wird unter dem Handelsnamen Champix vertrieben und ist verschreibungspflichtig. 13% der Raucher, die entwöhnen wollen, profitieren zumindest ein halbes Jahr davon.
Die Nebenwirkungen sind beträchtlich. Neben Übelkeit und Schlafstörungen können Kopfschmerzen und Albträume auftreten. Außerdem steht das Medikament in Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen zu erhöhen. Da Veriniclin zu Benommenheit führen kann, ist es für Autofahrer*innen mit Vorsicht zu genießen.
Hypnotherapie
Hypnose und Akupunktur können bei sensiblen Menschen helfen.Wichtig zu wissen! Auf die Qualifikation und die Ausbildung der Anbietenden achten. Rauchentwöhnung durch Hypnose und Akupunktur ist keine Kassenleistung.
Bei suggestiblen Personen, die also leicht zu hypnotisieren sind, bietet sich die Methode der Hypnose an. Dabei wird man in einen Trance-Zustand versetzt, in dem die negativen Aspekte des Rauchens suggeriert werden und Ekel hervorrufen sollen. Positive Suggestionen sollen den Start ins rauchfreie Leben erleichtern. Es wird von einer Erfolgsquote von 10-20% gesprochen.
Akupunktur
Bei einer Akupunktur werden Nadeln in Druckpunkte an Ohr und Rücken gestochen und normalerweise nach ca. 20 Minuten wieder gezogen. Für sensible Menschen wird die japanische Akupunktur empfohlen, die mit hauchdünnen, kaum spürbaren Nadeln arbeitet. Auch hier wird von einer Erfolgsquote von 10-20% gesprochen.
Kurse
Es werden verschiedene Kurse bzw. Gruppentherapien zur Rauchentwöhnung angeboten. In Gruppentherapien wird über gesundheitsschädliches Verhalten informiert und es werden gesundheitsfördernde Verhaltensweisen eingeübt. Kurse zur Rauchentwöhnung werden von einigen Kassen bezuschusst.
7 Tipps zum Durchhalten
Die Betriebskrankenkassen geben sieben Tipps zum Durchhalten1 der Rauchentwöhnung.
Sich selbst motivieren: Raucher*innen können der Versuchung widerstehen, wenn sie sich immer wieder die Vorteile des Nichtrauchens vor Augen führen – ein besserer Geschmack im Mund und beim Essen, der Husten hat aufgehört, die Kleidung riecht nicht mehr unangenehm. Der Gedanke an die gesteigerte Lebenserwartung kann dann endgültig den Ausschlag geben, um nicht wieder rückfällig zu werden werden.
Nikotin ersetzen: Weil sich der Körper im Laufe der Zeit an das Nikotin gewöhnt hat, treten häufig Entzugserscheinungen auf. Eine Nikotinersatz-Therapie mit Kaugummis und Pflastern kann helfen, das Verlangen zu überwinden.
Die Ernährung umstellen: Regelmäßig zu essen und keine Mahlzeit auszulassen hilft gegen die Hungerattacken zwischendurch. Kommt Appetit auf, sollte man erst einmal ein Glas Wasser trinken und später eine Kleinigkeit essen. Statt Schokolade oder Kuchen lieber Trockenfrüchte knabbern. Auch gut: frisches Obst oder Gemüsesticks, außerdem Joghurt pur, ein Glas Buttermilch oder Quark. Trockenfrüchte, Vollkornbrot sowie rohes Gemüse, besonders Sauerkraut und Radieschen, aktivieren den Darm. Senf, Ingwer, Kurkuma und Chili unterstützen die Verdauung und den Stoffwechsel.
Den Mund „beschäftigen“: Wenn das Rauchverlangen sehr groß ist und es gar nicht anders geht, helfen Lakritz und Salmiakpastillen. (Aber Vorsicht: Herzkranke sollten auf Salmikat und Lakritz verzichten.) Man kann auch kalorienfreie Bonbons lutschen. Zähne putzen – das ist bei starken Rauchverlagen ebenfalls eine gute und schnelle Ablenkungsmethode!
Stress umgehen: Den Entschluss, das Rauchen aufzugeben, sollte man nicht gerade in einer vorhersehbar stressige Zeit umsetzen. Vielen fällt der Ausstieg in beruflich ruhigeren Phasen leichter.
Sich bewegen: Körperliche Aktivitäten steigern den Energieumsatz, bauen Stress ab und lenken ab. Zudem helfen sie, das Gewicht langfristig stabil zu halten. Und ehemalige Raucher*innen haben ein Erfolgserlebnis: Sie bekommen endlich wieder Luft beim Laufen…
Sich verwöhnen und ablenken: Wer keine Zigaretten mehr kauft, kann das Geld lust- und sinnvoll investieren: Eine neue CD oder ein schickes Kleid sind der Kick für den Start in einen neuen Lebensabschnitt.
Bewegung
Dass sich Herzkranke ausreichend Bewegen und ein wenig Ausdauersport treiben soll, ist ohnehin bekannt.
Man sollte allerdings auch darauf achten, die richtige Sportart zu wählen. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt, auf Ballsportarten zu verzichten, da sie den Ehrgeiz wecken könnten, den Ball doch noch zu kriegen und einen Spurt hinzulegen. Das kann das Herz überlasten. Von Fußball, Handball, Badminton, Squash oder Tennis ist also eher abzuraten.
Für Menschen mit koronarer Herzerkrankung sind Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren, Schwimmen oder Wandern zu empfehlen. Drei Mal 30 Minuten schnelles Gehen pro Woche hilft schon, den Blutdruck zu stabilisieren. Beim Joggen auf den Endspurt verzichten, ruhiges Auslaufen sollte das Herz nicht überlasten und unterstützt die Regeneration der Muskulatur. Bei Ausdauersportarten ist zudem darauf zu achten, dass bei Intervallen der Puls nicht zu schnell wird bzw. der Blutdruck nicht zu stark ansteigt.
Übrigens: Wer einen Hund hat, ist eindeutig im Vorteil, denn der muss Gassi gehen. Hundehalter*innen leben im Schnitt 3 Jahre länger als Hundeabstinenzler*innen.
Für Münchner*innen besonders einladend: Bergwandern oder die Seenlandschaft des Voralpenlandes genießen. Bergwandern hält nicht nur den Kreislauf in Schwung; wer in einer Gruppe geht, hat auch das gesellige Zusammensein und den persönlichen Austausch, denn schließlich kann umgekehrt Einsamkeit zu Niedergeschlagenheit und Herzproblemen führen.
Wer nach der Arbeit mit dem Bus oder Trambahn nach Hause fährt, könnte zwei oder drei Stationen zu Fuß gehen, um fit zu bleiben.